Nicht nur Nord Stream 2: DAX-Konzerne verlieren Milliarden-Werte

The Motley Fool · Uhr
Schokierter Mann vor rotem Chart

Der bittere Verlauf des einst hoffnungsvollen deutsch-russischen Projekts Nord Stream 2 führt bei den beteiligten Unternehmen zu heftigen Abschreibungen. Ein finanzielles Desaster etwa für Uniper (WKN: UNSE01) und BASF (WKN: BASF11). Aber auch andere Konzerne haben mit extremem Wertverfall einiger ihrer Beteiligungen zu kämpfen. So geht es Volkswagen (WKN: 766403) und Siemens (WKN: 723610) kaum besser.

Darum sollten Investoren Konzern-Beteiligungen im Blick behalten

In der Regel liegt der Fokus der Berichterstattung auf dem operativen Ergebnis. Wir wollen wissen, wie es um das Kerngeschäft steht, ob es wächst und steigende Margen generiert. Dabei gerät das Beteiligungsergebnis oft aus dem Blickfeld. Doch manchmal geht es dort um Milliarden, wie BASF mit seiner Tochter Wintershall DEA leidvoll erfahren muss.

Das Pipeline-Desaster entzieht der Bilanz 1,1 Mrd. Euro auf einen Schlag. Das wirkt sich auf entsprechende Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis und den Verschuldungsgrad aus. Und auch wenn sich am Barmittelbestand zunächst nichts ändert, wird der Konzern geneigt sein, das entstandene Loch aufzufüllen, um die Bonität stabil zu halten. Am Ende bezahlt der Aktionär mit niedrigeren Dividenden die Rechnung.

Von daher sind für mich Buchverluste fast genauso schlimm wie operative Verluste. Auch sie sind ein Ergebnis der Kapitalverwendung des Managements. Andersherum sind Buchgewinne aus dem Beteiligungsgeschäft Grund zur Freude. Sie verleihen dem Unternehmen mehr Handlungsoptionen.

Die schlimmen Verluste bei Volkswagen und Siemens

Dass Volkswagen am einst hoffnungsvoll gestarteten russischen Standort Kaluga nicht mehr produzieren kann, ist schon schmerzlich genug. Doch das ist nicht alles.

Noch vor rund einem Jahr sah es so aus, als ob Volkswagen einen Volltreffer gelandet hätte. Mitte 2020 hatte der Konzern weitere 200 Mio. US-Dollar in den Batterieentwickler QuantumScape (WKN: A2QJX9) gesteckt. Wenige Monate später gab das Unternehmen einen SPAC-Deal bekannt.

Eine schwer begreifliche Euphorie katapultierte in der Folge den Kurs von rund 10 auf über 100 US-Dollar. Im Geschäftsbericht 2020 stand ein Bewertungsgewinn von 1,4 Mrd. Euro, nachdem zum Jahresschluss ein Kurs von immer noch stolzen 84,45 US-Dollar in die Rechnung einging.

Das meiste davon ist zwischenzeitlich wieder abgeschmolzen. Die QuantumScape-Aktie pendelte in den letzten drei Monaten zwischen 13 und 22 US-Dollar. Bei einigen anderen VW-Beteiligungen sieht es ganz ähnlich aus, auch wenn die einzelnen Beträge geringer sind. Es summiert sich.

Die Lage bei Siemens ist nicht viel anders. Am sichtbarsten sind die herben Verluste von Siemens Energy (WKN: ENER6Y). Die Minderheitsbeteiligung konnte sich aufgrund der anhaltenden Probleme bei der Windkraft nur kurz im DAX halten. Weniger beachtet ist hingegen der Börsengang des Joint Ventures Fluence Energy (WKN: A3C6A3).

Der führende Anbieter von großen stationären Lithium-Ionen-Batterie-Energiespeichersystemen hat im Oktober 2021 einen hervorragenden Börsengang hingelegt. Der Ausgabepreis lag bei 28 US-Dollar, was fast eine Milliarde in die Kassen spülte. Danach ging es sogar fast auf 40 US-Dollar hoch. Heute hält sich der Kurs nur mit Mühe über der Marke von 10 US-Dollar.

Aus einer Marktkapitalisierung von fast 7 Mrd. wurden so innerhalb von einem Jahr knapp 2 Mrd. US-Dollar. Die 5 Mrd. US-Dollar Wertverlust entfallen zu einem guten Teil auf Siemens.

Enttäuschende Entwicklungen bei VW und Siemens, aber das Fazit ist noch offen

Es wäre schön gewesen, wenn QuantumScape und Fluence die Bilanz von Volkswagen bzw. Siemens nachhaltig unterfüttern würden. Es hätte bedeutet, dass sie die ambitionierten Ziele tatsächlich erreichen und zukünftig vielleicht Gewinne in Milliardenhöhe schreiben. Danach sieht es zunächst nicht aus.

Wie beim Investieren in Aktien gelten aber auch bei Konzernbeteiligungen zwei Dinge:

Erstens ist es normal, dass die Werte bei wachsenden Technologieunternehmen stark schwanken und nicht jede Wette zu 100 % aufgeht. Es gilt, gut zu diversifizieren, und genau das tun auch Volkswagen und Siemens. Sie verfügen jeweils über zahlreiche Beteiligungen und Start-up-ähnliche Initiativen, sodass es auf das Gesamtbild ankommt.

Zweitens sind Verluste erst dann echte Verluste, wenn sie realisiert werden. Ein paar gute Nachrichten von QuantumScape oder Fluence Energy, und die alten Höchststände könnten wieder anvisiert werden.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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