Affäre um Brexit-Hardliner Farage bringt Chefin der NatWest-Bank zu Fall

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London (Reuters) - Paukenschlag bei der britischen Bank NatWest: In der Affäre um gekündigte Konten des Brexit-Politikers Nigel Farage ist Vorstandschefin Alison Rose am Mittwoch mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.

Rose stürzte letztlich darüber, dass sie einem BBC-Journalisten Informationen über die Finanzbeziehungen des ehemaligen Chefs der Brexit-Partei zum Geldhaus gab. Rose räumte nun ein, einen "schwerwiegenden Fehler" begangen zu haben, als sie mit dem Reporter über die Kundenbeziehung von NatWest zu Farage gesprochen habe. Die Bank stand zuvor schon in den Schlagzeilen, seit bekanntwurde, dass Farage das Konto bei der NatWest-Tochter Coutts für reiche Kunden gekündigt wurde. Die NatWest-Aktie büßte im Zuge des Rücktritts am Mittwoch drei Prozent ein und war damit größter Verlierer im FTSE-100-Index.

Ein Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die zuständigen Minister seien mit dem Verhalten von Rose unzufrieden gewesen. Sie habe mit ihrem Rücktritt "das Richtige" getan. Der für die Londoner City, das Zentrum der britischen Finanzindustrie, zuständige Minister Andrew Griffith erklärte auf der Social-Media-Plattform X: "Ich hoffe, dass der gesamte Finanzsektor aus diesem Vorfall lernt. Seine Aufgabe ist es, die Kunden gut und fair zu bedienen - und nicht, ihnen vorzuschreiben, wie oder was sie denken sollen." Die britische Regierung ist seit einem Einstieg zur Stützung der Bank in der Finanzkrise weiterhin mit fast 40 Prozent größter Anteilseigner.

Die Entscheidung von Coutts, das Konto von Farage zu schließen, hatte in der Politik und in den britischen Medien für große Aufregung gesorgt. Ein interner Bericht, den der Politiker und TV-Moderator erhielt, hatte aufgezeigt, dass der Ausschuss für Reputationsrisiken bei Coutts zu dem Ergebnis gekommen war, dass Farages Werte-Vorstellungen nicht mit denen der Bank übereinstimmten. Die BBC hatte sich am Montag bei Farage entschuldigt, nachdem sie berichtet hatte, Farage sei bei Coutts unter die Finanzschwelle gefallen, die erforderlich sei, um dort Kunde zu sein.

Rose, die auf eine 30 Jahre währende Karriere bei NatWest zurückblicken kann, sah sich tagelang mit Spekulationen konfrontiert, ob sie über das Konto mit Journalisten gesprochen habe. Am Dienstag hatte sie schließlich eingeräumt, dass sie mit dem BBC-Wirtschaftsredakteur Simon Jack über Farages "Beziehung zur Bank" geredet habe. In ihrer Erklärung betonte sie aber, sie habe in den Gesprächen keine persönlichen Finanzinformationen über Farage preisgegeben. Vielmehr habe sie eine allgemeine Frage zu den Voraussetzungen für eine Bankverbindung mit Coutts und NatWest beantwortet.

NatWest-Chairman Howard Davies sagte zum Rücktritt von Rose, dies sei ein trauriger Moment. "Sie hat ihr ganzes bisheriges Arbeitsleben NatWest gewidmet und wird viele Kollegen zurücklassen, die sie respektieren und bewundern." Nun soll Paul Thwaite, Leiter des institutionellen Geschäfts der Bank, zunächst für einen Zeitraum von zwölf Monaten das Ruder bei NatWest übernehmen, teilte das Geldhaus mit.

Farage hatte am Dienstag in seiner gleichnamigen TV-Sendung gesagt, Rose sei "ungeeignet", eine Bank zu leiten. Farage kritisierte auch Davies sowie Coutts-Chef Peter Flavel. Am Mittwoch forderte er in einem Beitrag auf der Plattform X, dass nach dem Rücktritt weitere Köpfe rollen müssten. "Andere müssen folgen", sagte er. "Ich hoffe, dass dies als Warnung für die Bankenbranche dient", sagte er. Zudem versprach er, sich für andere Menschen einzusetzen, deren Konten gesperrt wurden.

Minister Griffith traf noch am Mittwochs mit Vertretern der größten Banken des Landes zusammen. Dabei bekannten sich die Geldhäuser zum Grundsatz der "Nichtdiskriminierung auf der Grundlage der gesetzlich verankerten Meinungsfreiheit". Griffith erklärte, die Bankchefs hätten sich verpflichtet, ihre Politik so schnell wie möglich mit den geplanten Regierungsreformen in Einklang zu bringen. In Großbritannien sind Reformen geplant, die Banken künftig verpflichten sollen, solche Entscheidungen zu erklären und zu verzögern.

(Bericht von Iain Withers, Sinead Cruise, Urvi Dugar, Shivani Tanna; Bearbeitet von Frank Siebelt. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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